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wir4kultur | 2022 | Forschungsfelder und Fördertürme

Klaus Ernst und Agnes Rademaker vom Nimmendohrshof in Kamp-Lintfort. Foto: Volker Herold / FUNKE Foto Services
NRZ, 31.08.2022, KAMP-LINTFORT


Ehemaliger Bauernhof in Kamp-Lintfort öffnet sich für Kultur

HÖFEKULTUR

KAMP-LINTFORT. Der Geschichte des Rossenrayer Nimmendohrhofes reicht bis ins 18. Jahrhundert. Jetzt beginnt ein neues Kapitel: Der alte Hof wird zum Konzertort.

Gabi Gies

Von der Straße aus gesehen wirkt der aus dem 18. Jahrhundert stammende Nimmendohrshof wie eine trutzige alte Burg ohne Zinnen. Was sich hinter den dicken Mauern verbirgt und Neugier weckt, lässt sich am kommenden Donnerstag, 1. September, bei einer ungewöhnlichen Premiere erleben: Erstmals laden Agnes Rademaker und ihr Mann Klaus Ernst zu einem Kulturevent auf den alten Hof in Rossenray: Im Rahmen des Höfefestivals des Vereins Kulturprojekte Niederrhein ist dann das Trio Bewildered Hearts hier zu Gast.

Die Idee, ihren Hof für ein Konzert zur Verfügung zu stellen, kam Rademaker und Ernst im letzten Sommer, in dem sie selbst als Gäste Hofkonzerte in der Region besuchten.

2022 27 1Das Tor zum Innenhof. Foto: Volker Herold / FUNKE Foto Services

 
Format hat überzeugt

Das kleine, eher persönliche Format überzeugte das Paar auf Anhieb: „Ich denke, dass viele Menschen solche alten Höfe gar nicht mehr kennen, weil sie die Verbindung dazu verloren haben“, sagt Agnes Rademaker, die auf dem Nimmendohrshof groß geworden ist. „Für uns selbst ist der Hof ein besonderer Ort und es ist schön, wenn auch andere Leute die Chance bekommen, ihn kennenzulernen. Dafür ist Kultur ein gutes Mittel“, findet Klaus Ernst.

Agnes Rademakers Urgroßeltern kauften Hof und Land an der Nimmendohrstraße im ausgehenden 19. Jahrhundert. Sie selbst erbte den Nimmendohrshof nach dem Tod ihrer Eltern, führte die Landwirtschaft aber nicht mehr fort. Früher hätten zum Hof etwa 70 bis 80 Hektar Land gehört, erzählt die 72-Jährige. Übrig geblieben sind etwa zehn Hektar, von denen ein Großteil verpachtet ist. Aber auch die geräumigen ehemaligen Kuh-, Pferde- und Schweineställe zeugen noch heute von der Größe des Betriebes.

Wohnung wird vermietet

In jungen Jahren, als ihr klar wurde, dass die Landwirtschaft nicht ihre Lebensaufgabe sein würde, kehrte Rademaker Kamp-Lintfort zunächst den Rücken. In Gießen, wo sie nach Ausbildung und Lehramtsstudium unter anderem als Bewegungstherapeutin arbeitete, lernte sie ihren Mann kennen. Bis heute ist die hessische Stadt ihr Lebensmittelpunkt, regelmäßig verbringen die beiden aber auch ihre freie Zeit auf dem Nimmendohrshof.

„So wie der Hof heute gebaut ist sah er auch schon 1890 aus“, erzählt Klaus Ernst. Das große Wohnhaus, von dem man früher direkt einen Zugang zum Kuhstall hatte, wurde komplett renoviert. Ein Teil ist vermietet, in dem anderen wohnt das Paar, wenn es in Kamp-Lintfort weilt. Diese Wohnung wird außerhalb der eigenen Wohnzeiten derzeit auch über das Portal AirBnB vermietet.

Das Konzert am Donnerstag soll im Innenhof stattfinden. Als Bühne fungiert die ehemalige Remise. Sollte es wider Erwarten regnen, wäre das kein Problem: Platz für Musiker und Besucher wäre auch im ehemaligen Kuh- oder Schweinestall.

Agnes Rademaker und Klaus Ernst freuen sich nicht nur auf die Musik, sondern auch auf gute Gespräche. Beide haben schon darüber nachgedacht, hier mehr Kultur anzubieten. Fest steht bislang zumindest, dass das Hofkonzert keine einmalige Sache bleiben soll.

INFO:
Der Eintritt zum Konzert auf dem Nimmendohrshof (Nimmendohrstraße 53) am Donnerstag, 1. September, ist frei. Sitzgelegenheiten gibt es auf Bänken und Stühlen, es werden Getränke und Fingerfood serviert. Einlass ist um 19.30 Uhr, das Konzert startet um 20 Uhr.
Bis einschließlich Samstag, 3. September, gibt es noch weitere Hofkonzerte, unter anderem in Rheinberg und Neukirchen-Vluyn. Bei allen Konzerten wird darum gebeten, möglichst mit dem Rad zu kommen. Alle Infos dazu findet man unter www.kulturprojekte-niederrhein.de