Manuela Bechert und Renan Cengiz betreiben den Spanischen Vallan im Stadtpark Rheinberg als Kulturort. Die Zwischenbilanz fällt ausgesprochen positiv aus. Foto: Uwe Plien
RP-Online, 20.09.2022, Rheinberg
Viel Lob für die Arbeit der Vallanisten
Kulturarbeit in Rheinberg
Rheinberg Renan Cengiz und Manu Bechert haben den Spanischen Vallan im Rheinberger Stadtpark in den vergangenen zwei Jahren zu einem kulturellen Ort gemacht. Im Kulturausschuss blickte Cengiz nach vorn und zurück.
Von Uwe Plien
Die Vallanisten sind ein Segen für die Stadt. Zu diesem Schluss kamen die Mitglieder des Ausschusses für Stadtmarketing, Tourismus und Kultur. Dort fasste Renan Cengiz jetzt eloquent, kurz, bündig und auf den Punkt gebracht zusammen, was die Kulturinitiative am Spanischen Vallan im Stadtpark seit ihrem Start vor rund zwei Jahren auf die Beine gestellt hat. Cengiz, der dem Ausschuss selbst als Sachkundiger Bürger für Die Partei angehört, setzt sich mit seiner Partnerin Manuela Bechert und weiteren Freunden sehr engagiert und ehrenamtlich dafür ein, dass das kleine Türmchen auf dem ebenso kleinen Hügel neben dem Underberg-Freibad von Leben erfüllt wird. Und das gelingt.
Keine Frage: Als Cengiz und Bechert den Vallan vor etwa zwei Jahren enterten, gab es durchaus skeptische Stimmen in der Stadt. Was würden die beiden da wohl veranstalten? Ein bisschen schräg seien sie ja schon, subversive Kräfte etwa? Er in der Spaßpartei Die Partei, sie bei den Linken. Drohte der Rheinberger Hochkultur Ungemach? Ein gallisches Dorf von aufmüpfigen Künstlern, die alles konterkarieren? Man konnte sich nicht sicher sein.
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Was die Politik zu den Vallanisten sagt
Stimmen Von den Grünen (Ernst Barten), der SPD (Karin Winkel), der FDP (Edeltraud Hackstein), der CDU (Andreas Sieske) und der AfD (Sebastian Nehnes) gab es viel Anerkennung für die ehrenamtliche Kulturarbeit mit Lesungen, Konzerten, Ausstellungen, Theateraufführungen, Workshops und Märkten. Sebastian Nehnes sagte allerdings einschränkend, dass die Stadt dadurch, dass dort alles in ehrenamtlicher Arbeit laufe, am Vallan hinter ihren Möglichkeiten zurückbleibe.
Weil die beiden stets mit offenen Karten spielten und regelmäßig erklärten, was und warum sie etwas tun oder nicht tun, kam Licht in die Vallan-Story. Und inzwischen weiß man: Nach Sondierungen und Experimenten haben Cengiz und Bechert eine kulturelle Nische entdeckt und besetzt. Und machen – auch, aber keinesfalls nur – Angebote für eine Gruppe, die in der Stadt zu kurz kommt: Jugendliche und junge Erwachsene. Sagen wir: Menschen zwischen 16 und 30.
„Anfangs haben wir erst einmal die Fühler ausgestreckt und geschaut, was hier überhaupt geht“, so Renan Cengiz. „Später haben wir uns dann mit unseren Veranstaltungen fokussiert.“ Schnell sei klar gewesen, dass „wir erst einmal die Herzen der Rheinberger gewinnen müssen“. Das gelang mit einer Verkaufsausstellung von Drucken des Rheinberger Künstlers Leo Feltes im vergangenen November. Dessen Kinder hatten zahlreiche Werke gestiftet. Viele davon wurden gut unter die Leute gebracht. Der Erlös kommt der Kulturarbeit zugute.
Dann verlegte man sich zunehmend auf eine jüngere Zielgruppe. Mit dem Nachwuchs-Rapper Henk aus Rheinberg wurde ein Video produziert. Der Vallan wurde stärker geöffnet. Auf der Terrasse stehen seither Sitzgelegenheiten. Der Kiosk im Turm war regelmäßig geöffnet. Vor allem sonntags gab es den Kultur-Kaffeeklatsch nach dem Motto: Hinkommen, für eine Spende Kaffee und Kuchen genießen und einfach mit anderen Leuten ins Gespräch kommen, sich austauschen
Mit dem mehrtägigen Programm beim Kultursommer im Juni war dann der Knoten geplatzt. „Danach kamen auch Gruppen von jüngeren Besuchern, vom Amplonius-Gymnasium oder aus der KjG“, so Cengiz. Mal wird sich unterhalten, mal wird das beliebte Bier-Pong gespielt. Kurzum: Es bildet sich so etwas wie eine Szene. Leider gibt es auch Tiefschläge. Einen sinnlosen Einbruch in den Vallan in den Sommerferien beispielsweise. Oder die Vermüllung des Umfeldes. Wobei die Vallanisten festgestellt haben: Je öfter sie vor Ort sind, desto weniger Abfall bleibt liegen, und es gehen weniger Flaschen zu Bruch. Aus der Nachbarschaft gibt es Beschwerden, die aber nur auf Umwegen bei den Kulturmachern ankommen. Zum Beispiel darüber, dass vor dem Vallan ein Sofa steht. „Schade, dass die Leute nicht direkt mit uns sprechen“, meinte Renan Cengiz.
Nun geht es um die Zukunft. Auch um die Organisationsform. „Bisher machen wir alles als Privatpersonen“, so der Vallanist, „und die Stadt ist Eigentümerin.“ Eine Idee sei gewesen, einen Verein zu gründen. Nun gebe es den Vorschlag von Rüdiger Eichholtz, den Spanischen Vallan in dessen Verein „Kulturprojekte Niederrhein“ als eigene Sparte aufzunehmen. Man werde sehen, stellte der Referent in Aussicht und konstatierte zum Schluss seiner Ausführungen: „Wir möchten vor allem, dass der Spanische Vallan als Kulturort langfristig erhalten bleibt. Auch dann, wenn wir das irgendwann nicht mehr machen.“
Anfang Dezember, das ist bereits verabredet, gibt es ein Abstimmungsgespräch mit der Stadt.